Gertrud Fries-Arauner wird als Tochter eines Getreidehändlers in Augsburg geboren. Wie alle „Arauner-Mädchen“ besucht sie zunächst eine renommierte „bürgerliche Tochter Schule“, wo sie ihre Mittlere Reife macht.
Im Alter von 16 Jahren wechselt die exzellente und phantasievolle Zeichnerin Gertrud zum Maler und Grafiker Professor Karl Rupflin an die Augsburger Werkschule (heute: Fachhochschule für Gestaltung). Dank der starken Unterstützung und Förderung durch ihren Lehrer wird es ihr ermöglicht, im Jahr 1925 in Schwäbisch Gmünd eine Ausbildung zum Goldschmied zu beginnen. Dieser Beruf war damals eigentlich noch ausschließlich Männern vorbehalten.
Nach anfänglichen Vorbehalten überzeugt sie schnell durch ihr Talent und absolviert nach 3,5 jähriger Ausbildung die Gesellenprüfung zur Goldschmiedin.
Ihre erste feste Anstellung findet in der schwedischen Kleinstadt Linköping. Hier bleibt sie etwa 1,5 Jahre.
1930 kehrt Gertrud nach Deutschland zurück. Sie arbeitet in der renommierten Firma Treusch in Leipzig, wo sie mit drei weiteren Gold- und Silberschmieden zusammenarbeitet. Schon jetzt darf sie bereits nach eigenen Entwürfen gestalten.
In den folgenden Jahren der Rezession, Massenarbeitslosigkeit und schwindenden Kaufkraft werden die Zeiten hart. Als letzte Goldschmiedin verlässt Gertrud Arauner 1932 die Firma Treusch und kehrt nach Augsburg zurück.
In der folgenden Zeit reist sie durch Deutschland und bietet verschiedenen Juwelieren ihre eigenen Kreationen an. Sie überzeugt dabei als Person und mit ihren Schmuckstücken.
Im Herbst 1932 richtet sie in der elterlichen Wohnung ihre eigene Werkstatt ein. Ihr Geschäft beginnt zu florieren, aber sie behält auch weiterhin ihre Kontakte und Beziehungen zu Leipzig und beschickt immer wieder die Verkaufsausstellungen im Grassi Museum. Aufgrund der begrenzten Mittel und Materialien dieser Zeit, arbeitet sie vorwiegend in Silber. Vor allem die Motive Kreis und Scheibe, die sie paarweise oder in vielfacher Wiederholung gestaffelt anordnet, interessieren sie. Ihr Stil ist in diesen Jahren zeitgemäß sachlich, nüchtern und ohne Dekor.
Weil sie sich schon kurze Zeit später nicht mehr in der Lage sieht, die Arbeit alleine zu bewältigen, stellt sie einen weiteren Goldschmied (und Kunstschmied) ein, Rolf Fries.
1936 heiraten die beiden und eröffnen noch im gleichen Jahr ihr erstes gemeinsames Ladengeschäft mit Goldschmiede in Augsburg. In jener Zeit entsteht auch das bis heute bekannte Firmenlogo, jenes unverwechselbare, sich zu einem A anlehnende F.
1939, noch vor Kriegsausbruch, richten Gertrud und Rolf zusätzlich ihre Emailwerkstätten ein. Ihre bis dahin streng abstrakte Linearität weicht allmählich ornamentalen Gestaltungselementen und bringt dem Ehepaar Fries-Arauner 1938 einen ersten Preis ein.
Während der Kriegsjahre wird Rolf Fries eingezogen. Gertrud Fries-Arauner ist nun alleine für das Geschäft und ihre Kinder zuständig. Mitten im Krieg eröffnet sie dennoch ein neues Ladengeschäft und bereitet sich auf die Meisterprüfung vor, die sie 1941 als erste Augsburger Goldschmiedin besteht.
1944 legen aliierte Flieger Augsburg in Schutt und Asche. Auch die Werkstatt und das Geschäft brennen aus.
1945, nach Kriegsende, beginnen Rolf Fries und Gertrud Fries-Arauner mit dem Wiederaufbau. Die verbliebenen Maschinen und das Material konnten sie noch vor Kriegsende vor den anrückenden Amerikanern verstecken, sodass der Betrieb notdürftig wieder aufgenommen werden konnte. Sie gründen die „Augsburger Kunstwerkstätten“, die aus einer Kunstschmiede, einer mechanischen Werkstatt und einer kleinen Drechselei bestehen.
Im Dezember 1946 gibt es den ersten Weihnachtsverkauf nach Kriegsende. Persönlich eingeladene Kunden werden schubweise ins Wohnzimmer eingelassen, wo vor allem Emailschmuck („Fries-Araunerle“ von der Kundschaft genannt), aber auch Drahtarbeiten, ein paar Silberteile und Stoff- und Ledertaschen angeboten werden. Schnell ist der improvisierte Weihnachtsbasar leergekauft.
In der Folgezeit wird die wirtschaftliche Lage wieder deutlich besser. Neue Ladengeschäfte werden eröffnet und das Sortiment um Textilien erweitert.
In den 1950er Jahren lässt sich Gertrud Fries-Arauner von ihrem Mann scheiden. Privat wie geschäftlich fehlte es an Harmonie. Dennoch blieb sie ihm bis ans Lebensende in Dankbarkeit verbunden.
Als nun alleinerziehende Mutter von vier Kindern machte Gertrud Arauner nun alleine weiter. In den 1950er Jahren sind auch endlich wieder Gold, Farbsteine und Diamanten erhältlich, sodass sich sich Gertrud Arauner intensiv mit den Gestaltungsmöglichkeiten in Gold beschäftigte (v.a. Ziseliertechnik).
In den folgenden Jahren entwickelt sich das Ladengeschäft und die Werkstatt kontinuierlich weiter, nicht zuletzt durch die hervorragenden und langjährigen Mitarbeiter Gertruds. Im Jahre 1976 findet sie ihren vorläufigen Höhepunkt: Gertrud stellt im Maximilianmuseum aus, zu der die Städtischen Kunstsammlungen Augsburg einladen.
1984, im Alter von 75 Jahren, übergibt Gertrud das Unternehmen an ihre älteste Tochter Renate Lachenmann-Fries und an ihren Schwiegersohn Rolf Lachenmann.
1985 ist Gertrud noch einmal mit Arbeiten im Maximilianmuseum präsent.
1986 werden sämtliche Textilartikel aus dem Sortiment genommen. Fries-Arauner wird zukünftig ausschließlich Werkstattschmuck und ausgesuchten Silberschmuck anbieten, ergänzt durch anspruchsvolles Kunsthandwerk aus regionalen und internationalen Werkstätten.
Im Jahr 2001 verstarb Gertrud Fries-Arauner nach über 70 Jahren als Goldschmiedin.
Alle Informationen sind dem Buch „Gertrud Fries-Arauner. Ein Leben für die Goldschmiedekunst“ entnommen (Hrsg. Christof Lachenmann-Fries, München).